Opas erste Homestory

Kaffee und Kuchen hat bei mir und meinen Großeltern eine gemeinsame Tradition. Früher stand ich noch auf einem Hocker an der Spüle, um unter Omas Aufsicht den Kuchenteig kneten zu können. Heute stellen Opa und Oma den Koffein-freien Kaffee, ich den Kuchen. Und ein Kamerateam.
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„Gebt Laut, wenn ich intelligent gucken soll“, sagt Opa und starrt schelmisch in die Kamera, die dreißig Zentimeter vor sein Gesicht gehalten wird. Seine Füße berühren nicht ganz den Boden, wenn er hier neben mir auf der Orgelbank sitzt. „Ob sie das früher getan haben? An die Pedale kommt er ja zumindest noch locker ran“, denke ich versunken. Doch dann holt Oma mich zurück in den Film: „Gottfriedl, sitz‘ gerade! Sonst ist Charlotte ja größer als Du!“, ruft sie und klatscht fröhlich auf ihre Sessellehne. Ich stelle wieder das Kameralächeln an.

Das heute ist kein gewöhnlicher Enkelbesuch, denn heute drehen Hakan und Teresa einen Fernsehbeitrag über uns und dieses Blog. Ich kenne die beiden gut aus der Journalistenschule, völlig Fremde hätten wir wohl auch nicht reingelassen. Er macht das mir zuliebe, nicht, weil er besonders auf Medienrummel steht. Umso überraschter bin ich, wie fit mein 83-jähriger Opa ist: Höflich beantwortet er alle Fragen, lächelt in die Kamera und piesackt sich liebevoll mit meiner Großmutter. Die macht bei dem Dreh, was sie auch sonst so schön tut: Aus dem Off kommentieren. „Lass‘ Charlotte auch zu Wort kommen!“ „Wollt ihr Schokolade?“ „Das ist ja raffitückisch, was ihr da macht!“. Ins Bild will sie allerdings nicht. „Das ist eure Sache!“ sagt sie immer wieder. Als ich Opa frage, warum er so geübt im Umgang mit Medien ist, winkt er nur ab: „Ich wurde auch schonmal wegen eines Orgelkonzertes für’s Radio interviewt“. Achso.

So vergehen zwei Stunden. Inhaltlich will ich nicht zu viel verraten, aber Opa zeigt sein Internet-Können genauso, wie sein Orgelspiel. Nur bei einer Frage kommt er dann doch ins Schleudern: Wie er zur Technik kam? „Mein Bruder hat bei uns im Dorf das erste Tonbandgerät gebaut. Die waren damals noch mit Röhren. Und danach gab es dann die mit… wie hieß das noch gleich?“ Fragend schaut er kurz mich an, dann das Kamerateam. Schulternzucken. „Na, das weiß doch jeder! Diese… ähm…“ „Magnet-Tonbänder?“ frage ich vorsichtig? Blankes Entsetzen in Opas Gesicht. „Schallplatten?“ wirft jemand anderes ein. Opa schüttelt den Kopf. Stille. Vielleicht hat Opa wirklich recht, wenn er im Interview auf jetzt.de sagt, dass junge Leute Technik nur noch bedienen und nicht mehr hinterfragen.

Interviews von mir und Opa gibt es zukünftig einmal im Monat auch auf jetzt.de. Dann geht es aber nicht nur ums Netz, sondern auch um das restliche Weltgeschehen. Fragen an Opa gerne via #FragOpa oder per Kommentar.