Mit Opa durch den April 2014

Charlotte: Hallo Opa! Ich hatte dir vorab ja die ganze Diskussion um BR-Klassik vs. Puls gemailt – was hältst du als eingefleischter Klassikhörer denn davon?
Opa: Die Diskussion trifft auf mich einfach nicht richtig zu. Ich höre Klassik bereits über Digitalradio und im Auto habe ich schon lange kein Radio mehr gehört. Das stört mich. Man wird der Musik nicht gerecht und gleichzeitig vom Verkehr abgelenkt. Man sollte generell überlegen, ob Radio die Sicherheit im Auto nicht gefährdet. Als Fahrer hat man doch bereits Abwechselung durch die sich bewegende Außenwelt. Aber mit dieser Meinung stehe ich wohl ziemlich quer, oder?

Ich befürchte schon. Wobei es diese Debatte ja wohl tatsächlich mal gab, als das Autoradio erfunden wurde…
Opa: Dass die Leute jetzt alle immer Kopfhörer aufhaben, sehe ich übrigens auch als Problem an. Seien es Radfahrer oder die Menschen im Wartezimmer beim Arzt – die nehmen kaum noch Außengeräusche wahr und gucken nur noch auf ihre Tablets. So gibt es keine Unterhaltungen mehr, das finde ich schade.

Hast du nicht selber auch Kopfhörer?
Opa: Ja, aber die brauche ich, um überhaupt Musik hören zu können. Ich hatte in jungen Jahren mal eine OP am Ohr. Nichts Bösartiges, aber dafür mussten sie das Ohr einmal ausräumen und wieder neu aufbauen. Danach haben mir alle Ärzte gesagt: „Oh, das Ohr ist aber gut aufgebaut – nur Stereo können sie damit leider vergessen.“ Seit ich jetzt aber auch noch so ein tolles Hörgerät habe, geht auch das wieder. Man könnte sagen, ich höre dank der Technik noch besser als in jungen Jahren! Doll, oder?

Absolut! Wir sollten auch noch über den April sprechen – Stichwort Heiligsprechung von zwei Päpsten. Wie fandest du das?
Opa: Das finde ich nicht gut, davon sollte man runterkommen. Papst Franziskus spricht doch immer von einer neuen Bescheidenheit – dann könnte er jetzt auch ein Zeichen setzen und die Heiligsprechungen einschlafen lassen. In diesem Fall war das natürlich schwierig, es war ja bereits alles vorbereitet. Aber sich anzumaßen, dass jemand einen besonders guten Draht zum Himmel hat und man ihn deshalb anrufen sollte – das finde ich schwierig. Die waren ja zugegebenermaßen nicht alle ganz heilig und auch die Sache mit den Wundern wird zukünftig immer schwerer werden. Auch wenn man nicht alles naturwissenschaftlich erklären kann, muss es nicht automatisch ein Wunder gewesen sein.

Ein weiteres Riesenthema ist immer noch die Ukraine…
Opa: Das ist eine schlimme Sache. Putin kann sich nicht mehr zurückziehen, er hat gegen zu viele Regeln verstoßen und dadurch ist eine unhaltbare Situation geschaffen worden. Man darf jetzt nicht mehr darauf hoffen, dass Putin etwas daran ändert, immerhin sind bereits Gewalt und Waffen im Spiel. Deshalb finde ich es auch so schrecklich, dass Gerhard Schröder Putin an seinem Geburtstag besucht und umarmt hat – das ist wie eine Ohrfeige für den Außenminister Steinmeier. Ich fürchte aber, Schröder erkennt gar nicht mehr, was das Problem daran sein könnte. Je älter man wird, desto mehr Hornhaut entwickelt man. Bei Schröder muss sie sehr dick sein.

Was wäre denn eine Lösung für den Konflikt aus deiner Sicht?
Opa: Es darf auf jeden Fall nicht passieren, dass die Staaten um Russland herum nicht mehr frei entscheiden können, ob sie zum Osten oder zum Westen gehören wollen. Gleichzeitig muss klar bleiben, dass niemand ein Interesse daran hat Russland anzugreifen.
(Im Hintergrund Knarren, Oma kommt hereingerollt und ruft „genau!“)

Oma, du bist ja auch da? Oma: Ich war noch in der Küche, Erdbeeren putzen. Leider sehe ich nicht mehr so gut, aber wo das Grüne auf dem Roten ist, kann ich noch erfühlen.

Eine eiserne Oma bist du! Oma: Ja, das sagt meine Ärztin auch manchmal zu mir. Leider knarrt mein Körper lauter als eine Tür mittlerweile. (Oma lacht).

Am 25. Mai ist ja Europawahl. Wir haben oft in der Redaktion das Gefühl, dass sich kaum jemand für das Thema so richtig begeistern kann. Was bedeutet euch Europa?
Oma: Keinen Krieg!
Opa: Genau! Man kann sich sicher sein, dass kein Volk in Europa dem anderen direkt an die Gurgel gehen wird. Sie werden immer erst versuchen, miteinander zu sprechen und Dinge auszudiskutieren. Außerdem kann man dank Europa ohne Schlagbäume und Geldwechseln reisen. Das ist doch herrlich! Vielleicht ist das Problem auch, dass die Journalisten zu einseitig über Europa berichten?

Inwiefern?
Opa: Naja, schlechte Meldungen werden ja wohl immer lieber gedruckt und gelesen, als gute. Die ganze Diskussion, dass in Brüssel so viel Bürokratie sei und die sogar die Gurken maßregeln wollen – das scheint ja alles gar nicht mehr so zu stimmen. In den Köpfen der Leute ist es aber immer noch so – vielleicht, weil es da nur negative Meldungen gibt?

Dann sollten wir jetzt vielleicht mit einer positiven Meldung aus den letzten Wochen enden – „Wetten, dass…?“ wird abgesetzt!
Opa: Ja, das wurde ja auch höchste Zeit!
(Oma kichert im Hintergrund)

Opa: Aber es stimmt doch? Das war doch früher mal eine akzeptable Sendung und mittlerweile haben sogar wir das nicht mehr angemacht. Aber gut, dass das ZDF zumindest darauf reagiert hat.