Samstagnachmittag: Meine Oma hat Geburtstag, also will ich eigentlich ohne Interview-Gedanken bei Opa und Oma anrufen. Wird aber leider nichts draus da ich sehe, dass Opa meinen kleinen Bruder bei Facebook gefreundet hatte und mich nicht. Ein erstes Anzeichen von Facebook-Eifersucht. Doch anstatt wie zu Abizeiten auf die Freundin eifersüchtig zu sein, die mit dem Jahrgangsschönling auf der Pinnwand shakert, bin ich neidisch auf die Facebook-Gunst meines Großvaters. Kurios.
Nach einem sehr schönen Gespräch mit Oma („Jemand von der Partei war da, der Bürgermeister zum Glück nicht“) lasse ich mir also noch Gottfried geben. Wir reden über den Fernseher, der mittlerweile funktioniert, Omas Geburtstagskaffee und das Wetter. Irgendwann frage ich vorwurfsvoll: „Und Sebastian ist jetzt also Dein Freund, ja?“. Opa findet das lustig. Schnell stellt sich raus, dass mein kleiner Bruder an diesem Tag bei ihnen zuhause war und Opa deshalb noch ein paar Sachen am Computer gezeigt hat. Die Eifersucht verfliegt, die Vorstellung, dass mein 15-jähriger Bruder Opa etwas erklärt ist einfach zu herrlich. „Ich finde es falsch zu denken, dass die Jugend immer nur von den Alten lernen soll. Es muss doch eigentlich umgekehrt sein“, sagt Opa noch zum Schluss. Ich lege auf. Am Tag darauf plingt bei mir eine Facebook-Benachrichtigung auf: „Gottfried Haunhorst gefällt Dein Foto“. Ich bin ein bisschen verliebt. Und das in meinen eigenen Großvater.