„Wie hat sich Dein erster Tweet angefühlt?“ – „Kurz!“

Fast hätte ich ihn übersehen. Am 20. März 2013 hat mein Opa mit 83 Jahren seinen ersten Tweet geschrieben. Höchste Zeit, für ein Gespräch über Twitter. Und darüber, ob Dornröschen abnehmen muss.

Opa auf Twitter (CC: Tim Wessling)

Bildschirmfoto 2013-03-25 um 20.40.11

O.G. – so kürzt sich mein Opa Gottfried auch unter Mails immer ab. Eine besondere Signatur, die nur zwischen Opa und Enkelin so stattfinden kann. Dementsprechend bin ich unfassbar gerührt, als Opas erster Tweet bei mir aufploppt. Korrekt verschickt, an @CHaunhorst. Dabei hatte er doch immer gesagt, er wolle warten mit Twitter, bis ich vorbeikomme und ihm helfe. Aber wie so oft hatte mein Opa keine Lust darauf, dass das Internet ohne ihn stattfindet.

Ich: Opa! Dein erster Tweet! Wie hat sich das angefühlt?

Opa: Kurz. 140 Zeichen sind ja wirklich sehr wenig. Nicht mehr als zwei Zeilen, oder?

Ich: In Zeilen habe ich das nie umgerechnet. Aber nochmal 20 Zeichen weniger, als in einer SMS, das stimmt schon.

Opa: Hm. Das gefällt mir an der E-Mail ja schon besser, dass man da unbegrenzt Platz hat. Muss ich schon sagen. Dem ist doch so, oder?

Ich: Ja, das stimmt. Bei Mails schneidet Dir niemand das Wort ab. Bei Twitter geht es aber mehr um das Netzwerk. Da können die Leute, die Dir folgen, dann immer sehen, was Du schreibst.

Opa:  Dann ist es ja gut, dass ich jetzt Dir folge. Das interessiert mich nämlich, was Du machst. Ganz schön viel, hab‘ ich schon gesehen. Aber ich bin noch nicht dazu gekommen, das alles zu lesen. Da kommen ja andauernd neue Sachen dazu. Prinzipiell habe ich aber das Gefühl, dass mir die E-Mail von allen Sachen im Internet immer noch am besten gefällt. Da begrenzt einen keiner, alles ist schön geordnet und man schreibt nur mit der Person, mit der man auch wirklich schreiben will. Ohne, dass das alle sehen können, wie bei Facebook zum Beispiel.

Ich: Bei Facebook kannst Du ja auch mit nur einer Person schreiben, das muss ich Dir halt nochmal zeigen.

Opa: Vielleicht habe ich auch einfach noch kein Feuer für Facebook und Twitter gefangen, weil ich noch nicht alles verstehe. Das mag sein.

Oma (aus dem Hintergrund): Du musst halt begeistert sein, damit Du sowas gerne tust. Bei Twitter haben wir uns ja schon gefragt, ob sowas wirklich sein muss. Alles so kurz.

Opa: Da muss ich dann schon sehr genau wissen, was die Vorteile daran sind. Aber ich habe noch von was anderem gehört, was mir Spaß machen könnte. Dieses, wo man direkt miteinander schreibt und schnell Antworten bekommt. Wie heißt das noch… dieses…?

Ich: Chatten?

Opa: Genau das. Das könnte mich interessieren, denke ich. Und das geht ja auch bei Facebook, oder?

Ich: Klar geht das. Aber sag‘ mal Oma – warst Du bei Opas erstem Tweet etwa dabei?

Oma (bekommt von Opa das Telefon angereicht): Nicht direkt dabei, aber Opa hat mir vorgelesen, was ihr da macht. Und er hat mir gezeigt, dass Du das Foto von der Dornröschen-Torte veröffentlicht hast. Da habe ich mich gefreut. Das ist schön, wenn ich sowas über das Internet jetzt nochmal sehen kann.

Ich: Für die Torte habe ich auch viel Lob bekommen. Manche haben gefragt, ob Du die wirklich selber gebacken hast.

Oma: Herrje. Also die war schon schön, aber rückblickend erscheint mir das Dörnröschen doch furchtbar dick. Wie sie da so auf dem Rosengipfel thront, das ist nicht schön. Das würde ich heute anders machen. Wenn ich denn noch körperlich in der Lage wäre, zu backen.

Ich: Fehlt Dir denn das Backen sehr?

Oma: Und wie. Aber auch das Laufen. Das nicht mehr zu können, ist das Schlimmste. Aber keine Sorge: Dein Opa und ich, wir langweilen uns trotzdem nie. Wir lesen einander vor, hören Musik, gucken Sendungen im Fernsehen und unterhalten uns danach darüber – uns war wirklich noch keinen Augenblick langweilig zusammen. Ab und zu mal kochen oder backen können, das wäre trotzdem schön.

Ich: Ich würde Dir auch sofort jeden Kuchen abnehmen, da kannst Du sicher sein!
Übrigens Opa – bevor ich es vergesse – nicht wundern, wenn Dir bald wildfremde Menschen auf Twitter folgen. Das hat das Netzwerk so an sich. Die wollen dann lesen, was Du so treibst.

Opa: Ich bin gespannt! Am Dienstag kommt erstmal mein Computer-Nachhilfelehrer. Der hat mir neulich gezeigt, wie man auf dem Computer am einfachsten Briefe schreibt. Und wie ich den fiesen Drucker mit seinen ständig Ärger machenden Patronen bezwingen kann. Aber ich freu‘ mich dann auch, wenn Du bald kommst und wir zusammen Sachen angucken.

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